Onlinehändler sollen Kundendaten über eine Schnittstelle mit der O2-Kundendatenbank abgleichen. Zur Betrugsbekämpfung.

Online-Händler sollen von Kunden oder Anbietern eingegebene Daten wie Name, Straße, Hausnummer, Postleitzahl, Ort, Geburtsdatum und E-Mail-Adresse mit der Kundendatenbank der deutschen Telefónica-Tochter O2 automatisiert abgleichen. Diese Dienstleistung bietet O2 ab sofort unter dem Namen KYC Match an. KYC steht für Know Your Customer, womit die Identifizierung von Kunden gemeint ist, in der Regel zur Vorbeugung gegen Betrug.
O2 betont, die Kundendaten nicht weiterzugeben. Stattdessen schicken die Händler die vom Kunden eingegebenen Daten über eine Programmierschnittstelle (API) an O2. Dort wird eine Kennzahl 0 bis 100 berechnet, die anzeigt, inwiefern die eingegebenen Informationen mit den bei O2 bereits gespeicherten Kundendaten übereinstimmen. Der Händler entscheidet dann selbst, bis zu welchem Wert er die Kundenangaben akzeptiert.
Der Netzbetreiber wendet sich neben Händlern auch an andere Online-Dienste mit Registrierung, beispielsweise Soziale Netze und Reisebüros. Bei Letzteren kommt es vor, dass Betrüger Unterkünfte registrieren und vermieten, die es in Wahrheit nicht gibt. Reisende buchen, zahlen, und stehen dann vor Ort ohne Dach über dem Kopf dar. Für O2 ist der Datenabgleich eine neue Geldquelle. Eine Preisliste hat das Unternehmen nicht veröffentlicht.
Gegenüber den eigenen Kunden versucht O2, das Angebot als Schutz gegen Identitätsdiebstahl schmackhaft zu machen. Wer nicht mitmachen möchte, soll in der „Selfcare-App“ einen von O2 gesetzten Haken entfernen.
GMSA Open Gateway
KYC Match ist Ausfluss einer Initiative des internationalen Netzbetreiberverbandes GMSA für global standardisierte Schnittstellen zu Telekommunikationsinfrastruktur. Die Schnittstellen des „GMSA Open Gateway“ werden im Rahmen des bei der Linux Foundation angesiedelten Projekts „Camara“ definiert.
Zur gemeinsamen Vermarktung hat Ericsson ein Joint Venture namens Aduna gegründet. Dem schwedischen Ausrüster gehören 50 Prozent, den Rest teilen sich die Netzbetreiber Telefónica, Vodafone, Orange, Deutsche Telekom samt T-Mobile USA, Verizon, AT&T, Telstra, América Móvil und andere mehr. Dieses Projekt soll die GMSA Open Gateway Schnittstellen der verschiedenen Netze unter einem Dach versammeln und Kunden wie Cloud-Providern, Hyperscalern, Plattformbetreibern oder Softwareherstellern anbieten. Zu den geplanten automatisierten Abfragemöglichkeiten zählen beispielsweise Gerätestatus, Telefonnummer, „Edge Cloud“-Funktionen, Abrechnung durch den Netzbetreiber und Geräteortung.