Die hohe Inflation hat die Geschäfte der deutschen Einzelhändler im Juni stark belastet. Inflationsbereinigt sank ihr Umsatz im Vorjahresvergleich um 8,8 Prozent.
ZEIT ONLINE | 01.08.2022 | Christian Charisius
Die hohe Teuerungsrate dämpft die Kauflaune der Menschen in Deutschland erheblich. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, sank der Umsatz des Einzelhandels im Juni gegenüber dem Vorjahresmonat real – also preisbereinigt – um 8,8 Prozent. Dies entspreche dem größten Rückgang zum Vorjahresmonat seit Beginn der Zeitreihe 1994.
Nominal – also nicht preisbereinigt – nahm der Umsatz nur um 0,8 Prozent ab. „Die Differenz zwischen den nominalen und realen Ergebnissen spiegelt die hohen Preissteigerungen im Einzelhandel wider, die das Konsumklima spürbar beeinträchtigen“, teilte das Statistische Bundesamt dazu mit.
Auch im Vergleich zum Vormonat Mai verringerte sich der Umsatz. Real sanken die Erlöse um 1,6 Prozent. Beim Lebensmitteleinzelhandel lagen die realen Rückgänge im Vormonatsvergleich bei 1,6 Prozent, im Vergleich zum Vorjahresmonat sogar bei 7,2 Prozent. Dieser Rückgang ist den Statistikern zufolge vermutlich vor allem den gestiegenen Preisen für Lebensmittel geschuldet. Sie legten im Vergleich zum Juni 2021 um fast zwölf Prozent zu.
„Der Tiefpunkt beim Konsum kommt erst noch“
Der Umsatz mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren, der bis Mai fast wieder das Vor-Pandemie-Niveau erreicht hatte, sank im Juni preisbereinigt wieder, und zwar um 5,4 Prozent im Vergleich zum April. Im Vergleich zum Juni 2019 lag der Umsatz damit 13,6 Prozent unter Vorkrisenniveau.
Auch der Internet- und Versandhandel verbuchte im Juni niedrigere Umsätze als im Vormonat (minus 3,8 Prozent). Im Vergleich zum Juni 2019 lag der Umsatz aber immer noch 22,3 Prozent höher.
Nach Einschätzung von Ökonomen müssen sich die Einzelhändler auf anhaltend schwierige Zeiten einstellen. „Das war nicht die letzte schlechte Konsumnachricht„, sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG, Alexander Krüger, der Nachrichtenagentur Reuters. Die Verbraucher kämpften mit gravierenden Realeinkommensverlusten, zusätzlich auf die Konsumlaune auswirken werde sich überdies aller Voraussicht nach die Gasumlage im Herbst. „Der Tiefpunkt beim Konsum kommt erst noch.“