Im abgeschlossenen Geschäftsjahr konnte der Konzern 608 Millionen Euro Umsatz über die Plattform real.de erwirtschaften.
Wenn die Metro-Tochter Real in den vergangenen Monaten in den Schlagzeilen aufgetaucht ist, ging es in der Regel um den langwierigen und schwierigen Verkauf der stationären Märkte. Immer wieder verzögert sich der Deal, während in den Filialen – nicht zuletzt auch wegen der Unsicherheit über die Zukunft – das Geschäft immer schwieriger wird.

Doch im Schatten dieser Dauerbaustelle hat sich im gleichen Unternehmen ein Geschäft entwickelt, das mit rasanten Zuwachsraten glänzt und eine Innovation nach der anderen einführt: der Onlinemarktplatz real.de. Lief über die Plattform im vergangenen Jahr noch ein Umsatz von 380 Millionen Euro, waren es im gerade abgeschlossenen Geschäftsjahr schon 608 Millionen Euro.

Und nun soll ein internationales Bündnis zusätzliches Wachstum bringen. So hat Real gemeinsam mit cdiscount aus Frankreich, eprice aus Italien und emag aus Rumänien das International Marketplace Network (IMN) gegründet, dessen Ziel es ist, den Zugang zu 230 Millionen potenziellen Kunden in Europa zu bündeln – und so ein Gegengewicht zu schaffen zu den großen global operierenden Plattformen Amazon und Ebay.

„IMN verkörpert die Idee eines grenzenlosen Europas und eines barrierefreien Onlinehandels“, sagt Patrick Müller-Sarmiento, CEO von Real. Ein Jahr lang haben die vier Marktplätze mit rund 100 Händlern das Projekt getestet, am Donnerstag gehen sie damit dann in den Regelbetrieb.

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Dann können sich Händler, die auf einem der Marktplätze aktiv sind, für die anderen Plattformen freischalten lassen, ohne eine neue technische Anbindung und ohne zusätzliche Kosten. Über ein System können sie dann Daten wie Verkaufspreis oder Lieferbedingungen für jedes Land individuell einstellen. „Die technische Integration ist die höchste Hürde für Händler, um auf einen Marktplatz zu gehen“, erklärt Claudia Bolten, Geschäftsführerin von real.de. Diese soll mit der IMN weitgehend gesenkt werden.

„Die Händler merken, dass sie sich zunehmend unabhängig machen müssen von Amazon“, beobachtet Bolten. Mit dem neuen Netzwerk will sich Real als attraktive Alternative etablieren und sein Angebot weiter ausbauen. Der Marktplatz bietet heute schon 15 Millionen Produkte an.

Versand ins Ausland noch hoher Aufwand
Zu Beginn der stürmischen Expansion von real.de stand eine Übernahme. So kaufte Real 2016 den kleinen, aber technologisch innovativen Marktplatz Hitmeister und verschmolz ihn mit seinem eigenen Marktplatz, der die bekanntere Marke und einen großen Bestand an Kunden einbringen konnte. Auf dieser Basis warben sie aggressiv Dritthändler für die Plattform. Mittlerweile sind es mehr als 5000.

„Das Management von real.de hat nach der Übernahme von Hitmeister viel richtig gemacht“, lobt Jan Bechler, Geschäftsführer der Agentur Finc3 Commerce, die Markenhersteller wie Bosch oder Bahlsen bei ihrem Auftritt auf Onlinemarktplätzen berät. Der Marktplatz sei mittlerweile sehr relevant und generiere viel Reichweite. „Deswegen ist real.de für Händler und Marken ein weiterer wichtiger Vertriebskanal neben Amazon und Ebay“, erklärt Bechler.

Urteile der Händler stützen dies. So hat real.de bei einer Umfrage des Händlerbunds unter 1077 Onlinehändlern nach der Beliebtheit der Marktplätze deutlich besser abgeschnitten als Amazon und landete hinter Ebay auf Platz zwei. Ganz vorn liegt real.de bei der Frage, wie fair sich Händler von den Handelsplattformen behandelt fühlen.

Nicht mithalten kann Real dagegen beim Kriterium Umsatz, da Amazon eine deutlich höhere Reichweite aufweist. So hatte real.de im vergangenen Jahr rund drei Millionen Kunden, die mindestens einmal eingekauft haben. Bei Amazon dagegen kauften nach einer Studie des Handelsforschungsinstituts IFH im vergangenen Jahr 43,4 Millionen Deutsche ein.

Damit vereint der Marktplatz der Untersuchung zufolge gut 45 Prozent der Umsätze im deutschen Onlinehandel auf sich, Ebay kommt auf 5,9 Prozent. Die restlichen Marktplätze, darunter real.de, teilen sich einen Anteil von 2,2 Prozent.

Das jetzt gegründete International Marketplace Network soll real.de helfen, seine Reichweite und die Attraktivität für Dritthändler zu erhöhen. Die Initiative für das Bündnis ging vom französischen Anbieter cdiscount aus, der mit 7,7 Millionen aktiven Kunden und einem Handelsvolumen von drei Milliarden Euro auch das Schwergewicht unter den Partnern ist.

Ziel ist es, Marktplätze aus weiteren Ländern anzubinden, sodass das Bündnis in absehbarer Zeit bis zu 30 Partner haben könnte. Experte Bechler sieht aber bei der Allianz in ihrer heutigen Form noch einige Schwächen. „So fehlt ihr eine eigene zentrale Logistik, wie sie beispielsweise Amazon bietet und Ebay gerade aufbaut“, sagt er.

Damit müssen sich die Händler und Marken noch selber um den Versand ins Ausland kümmern, was für sie einen großen Aufwand bedeutet. Für die Kunden kann sich das in längeren Lieferzeiten auswirken. Doch genau daran arbeitet die IMN bereits mit Hochdruck.

cdiscount hat bereits eine eigene Logistik, real.de will da jetzt rasch nachziehen. „Das ist für uns extrem wichtig“, betont Real-Geschäftsführerin Bolten. Geplant ist ein Mischsystem aus Partnerspeditionen, aber auch eigener Logistik mit eigenen Lägern – koordiniert mit den Partnern des neuen Netzwerks.

Handelsblatt

Florian Kolf Florian Kolf
05.11.2019 – 13:10 Uhr

Eine Antwort

  1. Hallo,

    vielen Dank für Ihren informativen Beitrag zur neuen Produktsicherheitsverordnung. Ich möchte an dieser Stelle die Thematik um den Bereich Repricing für Metro Markets ergänzen. Gerade auf Plattformen wie Metro Markets spielt das Repricing eine zentrale Rolle, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Händler sind ständig damit konfrontiert, Preise anzupassen, um den besten Platzierungen und somit mehr Sichtbarkeit gerecht zu werden. Dabei ist es umso wichtiger, dass auch diese dynamisch angepassten Preise jederzeit den Produktsicherheitsvorgaben entsprechen.

    Die Produktsicherheitsverordnung stellt sicher, dass Produkte die notwendigen Standards erfüllen, bevor sie in den Verkehr gebracht werden. Doch mit der dynamischen Preisgestaltung durch Repricing-Tools wird die Herausforderung noch größer: Händler müssen nicht nur ihre Preise permanent überwachen, sondern auch die Konformität ihrer Produkte sicherstellen. Plattformen wie Metro Markets sollten daher nicht nur Repricing-Tools anbieten, sondern Händlern auch klare Leitlinien und Funktionen bereitstellen, um sicherzustellen, dass Produktsicherheit und Preisstrategie Hand in Hand gehen.

    Gerade in einem Umfeld, in dem Konsumenten immer preissensitiver werden, sind faire und sichere Produkte entscheidend für das Vertrauen der Kunden. Es wäre wünschenswert, wenn Plattformen wie Metro Markets sowohl die Produktsicherheitsverordnung als auch die Preisgestaltung transparenter und einfacher für Händler gestalten würden, um den Wettbewerb zu unterstützen und gleichzeitig die Kundensicherheit zu gewährleisten.

    Ein Aspekt, der noch vertieft werden könnte, ist die konkrete Unterstützung, die große Marktplätze wie Metro Markets den Händlern anbieten, um die Einhaltung der Produktsicherheitsverordnung zu gewährleisten. Insgesamt ist der Beitrag jedoch sehr hilfreich und bietet wertvolle Orientierung in einem komplexen Themenfeld.

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