Regensburger Institut ibi Research erforscht Kaufverhalten
Je mehr Einkommen jemand zur Verfügung hat, desto wahrscheinlicher kauft er mehr Produkte im Internet. Das ist im Kern das Ergebnis einer repräsentativen Befragung des Regensburger Instituts ibi Research.
Über 13 Wochen hinweg ließ das Institut, das an der Uni Regensburg angesiedelt ist, 500 Konsumenten aus dem gesamten Bundesgebiet nach ihrer Präferenz für den stationären oder den Online-Handel befragen. Das Ergebnis war durchaus überraschend: 32 Prozent der Konsumenten mit einem Einkommen von unter 1000 Euro im Monat kauften ausschließlich im stationären Handel. 50 Prozent der Konsumenten mit einem monatlichen Einkommen von über 5000 Euro würden sich als leidenschaftliche Online-Shopper bezeichnen. Das Problem: Die Befragung wurde mittels eines Online-Fragebogens durchgeführt. Die Studie könnte also in Richtung Online-Shopping verzerrt sein.
Nils Deichner war bei ibi Research federführend für die Befragung zuständig. Er sagt: „Alle Befragungen werden derzeit entweder mit einem Online-Pannel oder per Telefon durchgeführt.“ Doch die Telefonbefragung habe auch Tücken: Diese wird derzeit nur bei Festnetzen durchgeführt – Handys sind außen vor. Das Problem: Immer weniger Menschen haben einen Festnetzanschluss.
Wenig Lebensmittel werden online gekauft
Deichner sagt, auch er hätte intuitiv gedacht, je weniger Einkommen ein Konsument zur Verfügung hat, desto mehr würde er online einkaufen. Dass es gerade andersherum ist, erklärt sich Deichner so: „Umso mehr Geld zur Verfügung steht für Konsum, desto mehr Produkte kauft man im Netz. Wenn man weniger Geld hat, dann ist der Konsum eher auf Lebensmittel oder die notwendigste Kleidung beschränkt – das sind Branchen, in der die Online-Quote noch sehr niedrig ist.“ -Anzeige-
Doch laut dem Vertreter von ibi Research wird sich das in absehbarer Zeit ändern – gerade der Lebensmittelsektor gilt als Zukunftsbereich für den Online-Handel. Dass dieser übrigens den stationären Sektor völlig überflügelt, glaubt der Experte nicht: „Im Bereich der Lebensmittel sind es derzeit eher Delikatessen oder teurere Weine, die online gekauft werden.“ Auch in Zukunft werde wohl eine überwiegende Menge an Lebensmitteln auch in den Discountern eingekauft.
Online-Kauf: Männer geben mehr Geld für weniger Artikel aus
Übrigens kaufen Männer für mehr Geld im Internet ein, dafür aber weniger Artikel: 277 Euro sind es im Schnitt für acht Artikel. Frauen geben 228 Euro aus, die Zahl der Artikel geht in Richtung zehn monatlich. Dafür schicken Frauen aber auch mehr zurück. Insgesamt ist das Online-Konsumverhalten durchaus kritisch zu sehen: Es verursacht durch die Retouren unnötig CO2, gleichzeitig setzt der Online-Handel auch die Innenstädte unter Druck. Doch hier hat sich in der Beobachtung Deichners einiges getan: „Der Corona-Lockdown hat vielen Händlern ihre Schwachpunkte im Hinblick auf eigene Homepages aufgezeigt.“ Eine gewisse Sichtbarkeit im Netz sei notwendig, auch weil zwischenzeitlich selbst klassische stationär einkaufende Konsumenten zuvor recherchieren, wo es ihre Produkte gibt.
Umwelt wird wenig beachtet
Interessant an den Ergebnissen ist auch, dass die jüngere Generation offenbar häufiger gebrauchte Artikel konsumiert oder auf klimafreundlichen Versand geachtet – also einen nachhaltigerer Konsumstil gepflegt. Während 79 Prozent der über 60-Jährigen darauf nicht geachtet haben, war das Thema Nachhaltigkeit bei den 31- bis 40-Jährigen am zentralsten: Immerhin 33 Prozent achteten darauf und damit deutlich mehr Konsumenten als bei der ansonsten als Klimajugend beschriebenen Generation der 16- bis 20-Jährigen.
Eine untergeordnete Rolle bei den Konsumenten im Netz spielen derzeit noch die chinesischen Lieferdienste Temu und Shein. „Platzhirsch ist nach wie vor Amazon“, sagt Deichner. Die Mitte ist übrigens gespalten: So sagen 39 Prozent der Befragten, sie kaufen gerne im stationären Handel, aber bestimmte Artikel im Internet. Andersrum machen das 37 Prozent: Sie kaufen lieber online und gehen für bestimmte Artikel in den stationären Handel